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Europe  


Ten Years German Unity
3/10/2000
On October 3 1990 Germany was united and the process of bringing all of Europe together was started. No one is as closely associated with this miracle in modern history as Helmut Kohl. Here, he gives his views - in German - on the anniversary.



Rede
Dr. Helmut Kohl, MdB
Bundeskanzler a.D.

anlässlich der Feier
der CDU Deutschlands
"Einigkeit und Recht und Freiheit,
10 Jahre eine CDU für ein Deutschland"
am 1. Oktober 2000

Sperrfrist: Beginn der Rede

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
Exzellenzen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Freunde aus der Christlich Demokratischen Union Deutschlands!

Wir feiern heute das zehnjährige Bestehen der wiedervereinigten Christlich Demokratischen Union an einem historischen Ort. Der Platz, an dem wir uns heute zusammenfinden, gehört zu dem Bereich, von dem aus vor über 750 Jahren unsere Hauptstadt Berlin seinen Ausgangspunkt nahm.

Nur wenige Schritte von hier entfernt stand die Residenz der Hohenzollern. Heute wird der Schlossplatz noch geprägt vom Palast der Republik. Dort hielt in vergangenen Jahrzehnten die Volkskammer der DDR ihre Sitzungen ab. In diesem Haus hat die frei gewählte Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland beschlossen.

In nächster Nähe befindet sich das Berliner Rathaus und das Stadthaus. Durch die gewaltsame Vertreibung der westberliner Abgeordneten und der Einsetzung einer eigenen ostberliner Stadtverwaltung im Jahr 1948 durch die sowjetische Besatzungsmacht begann die Spaltung der Stadt.

Ebenfalls nicht weit von hier befanden sich zur Zeit des Dritten Reiches in der Wilhelmstraße die Gestapo, die Reichsführung SS und der Sicherheitsdienst der SS. Das war der Sitz der Lenkungszentrale des Nazi-Terrors in Deutschland und in weiten Teilen Europas.

Dies alles ist Teil der Deutschen Geschichte, unserer Geschichte. Dieser Verantwortung können und wollen wir uns nicht entziehen. Unsere Konsequenz aus diesen historischen Erfahrungen lautet:

Wir wollen Frieden und Freiheit dauerhaft in Europa sichern.

Das vergangene Jahrhundert wurde in seiner ersten Hälfte geprägt von zwei schrecklichen Diktaturen, einer braunen und einer roten Diktatur. Es war gezeichnet von dem Grauen und dem Elend zweier Weltkriege, von Menschenverachtung und totalitärer Herrschaft.

In einer zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts setzten sich in Deutschland Freiheit, Demokratie, die Herrschaft des Rechts und die Achtung der Menschenwürde durch. Allerdings zunächst nur in einem Teil unseres Landes. Vor zehn Jahren erhielten die uns verbindenden Werte im wiedervereinten Deutschland Gültigkeit.

An diesen Veränderungen vom Schlimmen zum Guten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben wir, CDU und CSU entscheidenden Anteil gehabt. Wir können selbstbewusst sagen: Unsere Union hat die Bundesrepublik Deutschland geprägt wie keine andere Partei. Wir haben auch Fehler gemacht, aber in allen großen Schicksalsfragen unseres Volkes in diesen letzten fünf Jahrzehnten hat die Union den richtigen Kurs gesteuert.

Und dass wir heute den zehnjährigen Gründungstag als wiedervereinigte Partei in einem wiedervereinigten Land feiern können, das ist für mich Anlass zur Freude und zur Dankbarkeit.

Dank schulden wir vor allem der großartigen Generation jener Männer und Frauen, die unsere Union vor fünfzig Jahren gegründet haben. Damit leisteten sie einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der zweiten deutschen Demokratie.

Es ist wichtig, dass wir begreifen, dass Zwei Drittel der heute lebenden Deutschen nach dem Krieg geboren und aufgewachsen sind. Den Neubeginn und die Leistungen der Gründergeneration kennen die Jungen nicht mehr aus eigener Anschauung. Gerade deswegen müssen wir immer wieder an die Anfänge der Union und an die großartigen Persönlichkeiten erinnern, die den Weg der CDU maßgeblich geprägt haben.

Die Union hat ihre Wurzeln ganz wesentlich im Aufstand des Gewissens gegen die Nazibarbarei. Fast alle fünfunddreißig Unterzeichner des Berliner Gründungsaufrufs vom 26. Juni 1945, fünf Wochen nach der Kapitulation des Dritten Reiches, waren Verfolgte des NS-Regimes.

Der erste Vorsitzende des Reichsverbandes der Christlich Demokratischen Union, wie damals die Berliner Gründung hieß, Andreas Hermes, war noch im Januar 1945 vom Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode verurteilt worden. Über Monate saß er in der Todeszelle. Und bereits im Juli 1945 wurde er zum Parteivorsitzenden der CDU gewählt.

Jacob Kaiser, sein Nachfolger, war ebenfalls führend am Widerstand gegen die Nazibarbarei beteiligt. Er wurde deswegen von den Nationalsozialisten mit Haftbefehl gesucht und musste sich nach dem 20. Juli 1944 in einem Keller in Babelsberg verstecken.

Als in Köln zur gleichen Zeit wie in Berlin eine Christlich Demokratische Partei gegründet wurde, gedachte man zu Beginn der Versammlung den Opfern des Widerstandes gegen das mörderische NS-Regime. Die Union wurde geboren aus dem Geist des Widerstandes gegen Unterdrückung und Unfreiheit. Leo Schwering, einer der Gründer der CDU in Köln, prägte den Begriff vom "Katakombengeist" in den Widerstandskreisen und Gefängnissen. Eugen Gerstenmaier sprach davon, dass die Gründung der Union in den "Gefängnissen von Tegel" stattgefunden habe.

Es ist wichtig, dass wir wissen und nie vergessen, woher wir kommen. Aus der Erinnerung an unsere Herkunft kann die Union die Kraft schöpfen, für die Gestaltung des 21. Jahrhunderts.

Die vielfältigen und zunächst unkoordinierten lokalen Gründungen der Union lassen erkennen, wie stark der Gedanke an eine gesellschaftliche und politische Erneuerung auf christlicher Grundlage die Menschen im Jahr 1945 bewegte.

Die CDU war bei ihrer Gründung in jeder Hinsicht etwas neues. In ihr sammelten sich Männer und Frauen mit christlich-sozialer, konservativer und liberaler Überzeugung. Es war der erste große Versuch, von evangelischen und katholischen Christen in einer gemeinsamen Volkspartei zusammen zu wirken.

Heute gibt es kaum noch eine Vorstellung davon, wie sehr noch bis in die fünfziger Jahre hinein überkommene Gegensätze zwischen den Konfessionen das Miteinander in Deutschland erschwerten. Die Union hat mit ihrer Gründung auch einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der konfessionellen Gegensätze geleistet.

Wir haben aus diesen Erfahrungen unsere gemeinsamen Grundwerte und Grundüberzeugungen entwickelt. Unser Standort ist die politische Mitte in Deutschland. Wir sind und bleiben die große deutsche Volkspartei der Mitte. Wir bieten allen Gruppen und Schichten unseres Volkes die Chance auf politische Heimat.

Die Idee einer großen Volkspartei hat besonders meine Generation begeistert und wir haben uns der neuen Union angeschlossen.

Und erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang ein ganz persönliche Bemerkung:

Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr, seit 1947 Mitglied der Christlich Demokratischen Union. Ich habe der Partei viel zu verdanken. Die CDU ist meine politische Heimat und sie bleibt meine politische Heimat.

Und gerade an diesem Tag möchte Ihnen allen zurufen:

Heute freue ich mich hier bei Ihnen sein zu können.



Liebe Freunde,

die Wertvorstellungen, die wir in diesen letzten Jahrzehnten entwickelt haben, wurden zu Leitlinien der Politik der Bundesrepublik Deutschland. Daraus schöpfen wir auch Kraft und Selbstbewusstsein für die Zukunft.

An den entscheidenden Wegmarkierungen unseres Landes war es die Union, waren es Männer und Frauen der CDU und CSU, die auch unter schwierigsten Bedingungen den Weg in die Zukunft gewiesen haben.

Es war Ludwig Erhardt, der mit großer Entschlossenheit und Weitsicht das unserem Gesellschaftssystem entsprechende Wirtschaftssystem, die soziale Marktwirtschaft, auf den Weg gebracht hat.

Wo stünden wir heute in Deutschland, muss doch gefragt werden, wenn im Jahr 1948 nicht Ludwig Erhardt mit visionärer Kraft und einer zähen Überzeugungsarbeit die Währungs- und Wirtschaftsreform durchgesetzt hätte?

Wo stünden wir, wenn nicht Konrad Adenauer damals die Bundesrepublik in die Gemeinschaft der freien Völker geführt hätte?

Damit hat er die Grundlage für die Politik der Europäischen Integration gelegt. Er hat – in Verbindung mit der transatlantischen Partnerschaft und vor allem der USA – die Chance eröffnet, dass wir als gleichberechtigtes Mitglied wieder in die Staatenfamilie aufgenommen wurden.

Der Wunsch Konrad Adenauers, die Verständigung, ja die Aussöhnung mit unseren Kriegsgegnern zu erreichen, ist in Erfüllung gegangen.

Zur historischen Wahrheit gehört, dass CDU und CSU nach Zögern, nach langen Kämpfen und manch bitterer Auseinandersetzung die Ostpolitik Willy Brandts unterstützt und fortgesetzt haben.

Das alles waren entscheidende Voraussetzungen für die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit.

Wir sind stolz darauf, dass für uns, für CDU und CSU, die Europäische Einigung und die Deutsche Einheit zwei Seiten der selben Medaille sind und bleiben.

Wir haben immer mit ganzer Kraft dafür gekämpft, dass ein vereintes Deutschland in Freiheit in Europa zusammenwachsen kann. Wir wollen diese Vision verwirklichen, die für uns das Gesetz des Anfangs war. Sie ist und bleibt ein Kernstück unseres politischen Selbstverständnisses.

Es war die CDU, die unbeirrt das Bewusstsein für die Einheit der Nation wachgehalten hat – über Jahrzehnte hinweg und auch in Zeiten, in denen das Bekenntnis zum vereinigten Vaterland kein Modeartikel war.

Die Sozialdemokraten haben in zentralen Schicksalsfragen unserer Nation versagt.

In den fünfziger Jahren haben sie die Politik der Europäischen Integration erbittert bekämpft. Sie waren gegen die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft. Und jeder spürt, dass sie bis heute mit ihr Probleme haben.

In der Frage der Einheit der Nation hat die SPD nicht nur die Grundsätze großer Persönlichkeiten – wie Kurt Schumacher und Ernst Reuter – preisgegeben. Sie waren drauf und dran, unsere Landsleute in der DDR kläglich im Stich zu lassen.

Im August 1987 beschloss die SPD als Krönung ihrer Zusammenarbeit mit der SED ein Grundsatzpapier, in dem es hieß: "Beide Seiten müssen sich auf einen langen Zeitraum einrichten, währenddessen sie nebeneinander bestehen und miteinander auskommen müssen."

Mit diesem Papier gab die SPD endgültig das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes auf.

Wir, die CDU und CSU haben immer an den Verfassungszielen festgehalten.

Vier Wochen nach der Proklamation der gemeinsamen Ziele von SED und SPD habe ich aus Anlass des Besuches von Erich Honecker in Bonn ihm bei einer Tischrede zugerufen:

Unser Grundgesetz fordert das gesamte deutsche Volk auf, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.

Und ich habe damals hinzugefügt: "Wir haben keinen Zweifel, dass dies dem Wunsch und Willen, ja der Sehnsucht der Menschen in Deutschland entspricht."

Wie sie wissen, war es eine unserer Bedingungen bei diesem Besuch, dass die Reden von Honecker und mir in beiden Teilen Deutschlands live im Fernsehen übertragen werden.

Für mich sind die Reaktionen, die ich danach aus der DDR erfahren habe unvergesslich.

Diese beiden Positionen aus dem Jahr 1987, dem Jahr in dem Johannes Rau die SPD im Wahlkampf führte, unterstreichen den grundsätzlichen Unterschied zwischen der SPD und der Union. Die Führung der SPD und mit ihr ein Großteil der Linken in Deutschland hatten den Auftrag der Präambel des Grundgesetzes, die Deutsche Einheit in Freiheit zu wahren, aufgegeben.

Gerhard Schröder sprach noch am 12. Juni 1989 davon, dass man "nach vierzig Jahren Bundesrepublik eine neue Generation in Deutschland nicht über die Chancen der Wiedervereinigung belügen sollte. Es gibt sie nicht."

Ihm fehlte das Ziel, und deswegen hätten er und die Linke auf dem Weg zur Einheit kläglich versagt.

Die Union hat nie aufgehört, für die Einheit der Deutschen in Freiheit zu arbeiten. Deswegen ist es uns auch gelungen, in nur wenigen Monaten in den Jahren 1989 und 1990 die Deutsche Einheit zu verwirklichen.

In dieser nur kurzen Zeitspanne stand das Tor der Geschichte einen Spalt weit offen. Wir haben diese Chance genutzt. Wir sind durch das Tor gegangen und haben mit Gottes Hilfe und vielen Freunden die Wiedervereinigung erreicht.

Die freigewählte Volkskammer und die letzte Regierung der DDR unter Führung von Lothar de Maiziere haben unter schwierigen Bedingen ein großes Arbeitspensum bewältigt.

Es waren in kurzer Zeit wichtige Entscheidungen zu treffen. Ich denke an die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion. Theo Waigel und Hans Tietmeyer haben dabei großes geleistet. Der Einigungsvertrag war eine große Leistung von Wolfgang Schäuble und Günther Krause.

Bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen hat der persönliche Einsatz von Hans-Dietrich Genscher entscheidend zum Erfolg beigetragen.

Liebe Freunde,

den notwendigen Freiheitsraum um für die Einheit Deutschlands zu streiten und zu kämpfen, hatten wir nur im Westen. In der "Sowjetisch besetzten Zone", wie es damals hieß, musste sich die CDU schon bald dem totalitären Machtanspruch der SED beugen.

In der "Sowjetisch besetzten Zone" gab es mutiges Auftreten gegenüber den sowjetischen Machthabern. Tapfere Frauen und Männer in der CDU leisteten gemeinsam mit Demokraten anderer Parteien Widerstand gegen den kommunistischen Machtanspruch.

Viele unbeugsame CDU-Mitglieder wurden nach 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht und später von der SED-Staatsführung verfolgt und verhaftet. Heute wissen wir, dass zwischen den Jahren 1945 und 1955 ca. 1400 CDU-Mitglieder aus politischen Gründen verurteilt wurden. Sie verbüßten ihre langjährigen Haftstrafen teils in sowjetischen Lagern, teils in Zuchthäusern der DDR.

Viele von ihnen waren gerade erst den Zuchthäusern, Konzentrationslagern und Todeszellen des NS-Regimes entronnen. Ihr Beispiel führt uns eindringlich vor Augen, dass unsere freiheitliche Ordnung in Staat und Gesellschaft es verdient, gegen ihre Feinde verteidigt zu werden.

Zur Wahrheit gehört auch, dass es in der CDU der DDR auch Anpassung, Bequemlichkeit und Opportunismus gegeben hat – wer will dies leugnen?

Aber wer wie ich – und viele von uns – das Glück hatte, in der Freiheit der Bundesrepublik zu leben, sollte sich vor pauschalen Verdächtigungen und Diffamierungen hüten. Wir sollten uns selbst fragen, wie wir uns in einer solchen Situation verhalten hätten?

Gerade weil wir wissen, wie schwer es ist, einem totalitären Regime Tag für Tag zu widerstehen, bewundern wir ganz besonders den Mut und die Kraft der Bürgerrechtler in ihren Kampf für die Freiheit.

Als sich vor zehn Jahren die Christlich Demokratische Union bei ihrem Parteitag in Hamburg mit den Landesverbänden Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Ost-Berlin vereinigte, kamen viele Freunde hinzu, die sich nicht einer vorgegebenen Parteilinie angepasst hatten.

Viele Mitglieder des Demokratischen Aufbruchs und der Deutschen Sozialen Union sowie Bürgerrechtler aus anderen Parteien und Gruppierungen haben sich seit 1990 der Union angeschlossen.

Und dass heute mit Angela Merkel eine Frau an der Spitze der Christlich Demokratischen Union steht, die vor zehn Jahren zur CDU gestoßen ist, beweist doch nur einmal mehr: Die Union ist die Partei der Deutschen Einheit!

In den letzten zehn Jahren sind wir durch unsere Anstrengungen bei der Gestaltung der inneren Einheit unseres Vaterlandes weit vorangekommen.

Wer mit offenen Augen von Rügen bis zum Erzgebirge fährt, wird erkennen:

Es gibt die blühenden Landschaften.

Wenn wir uns zurückerinnern, wie die Situation in den Neuen Ländern vor der Wiedervereinigung war, werden wir feststellen: Es ist ungeheuer viel geleistet worden. Darauf können alle Deutschen gemeinsam stolz sein.

Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Menschen in den Neuen Bundesländern auf eine völlige Veränderung ihrer Lebensumstände einstellen mussten. Es wurden ungewohnte, neuartige Anforderungen gestellt, mit denen sie fertig werden mussten. Die allermeisten von ihnen haben nicht geklagt, sondern angepackt und hart gearbeitet.

Und umgekehrt stimmt auch, dass die allermeisten Deutschen im Westen aus Überzeugung "Ja" gesagt haben zur Deutschen Einheit und den solidarischen Verpflichtungen, die daraus erwachsen.

Mit großem Einsatz, mit viel Fleiß und Kreativität sind die Deutschen im Osten unseres Vaterlandes dabei, ihre Heimat neu zu gestalten. Dafür gebührt ihnen Anerkennung und Dank – und dabei haben sie Anspruch auf tatkräftige Unterstützung. Auf diese Unterstützung müssen sich die Neuen Länder weiterhin verlassen können.

Es wird in den nächsten Jahren noch enorme Kraftanstrengungen erfordern, um den Aufbau Ost erfolgreich fortzusetzen.

Vor zehn Jahren, am 3. Oktober 1990, konnten wir zum ersten Mal die Wiedervereinigung Deutschlands feiern. Elf Monate zuvor war die Mauer gefallen.

Der 9. November 1989 und der 3. Oktober 1990 zählen zu den glücklichsten Tagen der Deutschen in der Geschichte ihres Landes. Die Gewinnung unserer Einheit in Frieden und Freiheit bleibt einer der glücklichsten Augenblicke unserer Union.

Ich habe es als besonderes Glück empfunden, dass ich die Wiedervereinigung meines Vaterlandes erleben durfte. Ein Traum ging in Erfüllung.

Vor einundfünfzig Jahren trat das Grundgesetz in Kraft und die Bundesrepublik Deutschland wurde gegründet. Wir, die Union, haben sechsunddreißig Jahre lang Regierungsverantwortung im Bund getragen. Es waren sechsunddreißig gute Jahre für Deutschland und Europa!

Wir haben in den letzten fünf Jahrzehnten mit Mut, mit Standfestigkeit und mit großer Überzeugungskraft Deutschland auf den richtigen Kurs gehalten.

Das vereinte Deutschland, eine stabile Demokratie mit einer starken Wirtschaft und mit einem bewährten sozialen Sicherungssystem wurde ganz entscheidend von uns, der Union gestaltet.

In vielen Gemeinden, Städten und Bundesländern tragen unsere Freunde als Bürgermeister, Minister und Ministerpräsidenten Verantwortung. Im Bund sind wir gegenwärtig in der Opposition. Auch in der Opposition bleibt es unsere Aufgabe weiter daran zu arbeiten, Antworten auf die Fragen von morgen zu entwickeln. Es ist richtig und wichtig, dass wir als Union den Anspruch erheben, auch im 21. Jahrhundert die prägende politische Kraft in Deutschland zu sein.

Das wird ihr gelingen, wenn sie sich an unseren Prinzipien orientiert und gemeinsam mit Mut und Tatkraft arbeitet.

Im wiedervereinigten Deutschland steht die Union heute in einem völlig veränderten gesellschaftlichen Umfeld. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Partei mit dem "C" im Namen bei abnehmenden kirchlichen Bindungen Anziehungskraft behält. Es gilt aber auch heute noch, was Konrad Adenauer vor über vierzig Jahren sagte: "Politische Tageserfolge können im Bewusstsein eines Volkes verblassen. Was aber bleibt und weiter wirkt, ist die Kraft und Geschlossenheit einer Haltung, hinter der eine Idee steht."

Unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung ist wesentlich auf der Grundlage christlicher Werte aufgebaut. Auf dieses Fundament können und wollen wir nicht verzichten. Es sichert im Zusammenleben der Bürger Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme.

Bleiben wir also die Partei, die die freiheitliche Ordnung unseres Grundgesetzes vollständig unterstützt. Wir wollen diese Verfassung und keine andere.

Wir wollen die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der sozialen Marktwirtschaft.

Und wir wollen, dass die Bundesrepublik Deutschland Teil der westlichen Wertegemeinschaft bleibt.

Wir bleiben die Europapartei der Bundesrepublik Deutschland. Die Europäische Einigung hat uns die Aussöhnung mit unseren Feinden von gestern gebracht. Sie war Voraussetzung für die Wiedervereinigung in Freiheit.

Frieden und Freiheit gehören untrennbar zusammen. Wo es keine Freiheit gibt, wird es auch keinen Frieden geben. Es bleibt unsere Aufgabe, an der Schaffung einer umfassenden Friedens- und Freiheitsordnung in Europa mitzuwirken.

Es gibt zur Europäischen Einigung auch im 21. Jahrhundert keine verantwortbare Alternative.

Der Prozess der Europäischen Einigung muss immer wieder mit ganzer Kraft vorangetrieben werden. Wir haben keinen Grund zur Resignation. Als ich im Jahr 1982 zum Bundeskanzler gewählt wurde, sprach man von "Eurosklerose" – Europa sei unheilbar krank, die Europäische Einigung werde niemals kommen.

Allen Pessimisten zum Trotz sind wir Schritt für Schritt vorangekommen. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Visionäre die eigentlichen Realisten sind. Und jetzt wissen wir, dass wir alle und vor allem die Kinder von heute in einigen Jahren überall in Europa mit einer Währung zahlen können.

Eine gemeinsame Währung und vieles andere galt noch vor wenigen Jahren als ferne Vision. Vor allem durch unsere Politik ist vieles davon bereits Realität geworden.

Heute können wir der jungen Generation sagen: Ihr habt alle Chancen, in diesem 21. Jahrhundert in Frieden und Freiheit zu leben. Das ist unser Geschenk an die Jungen zu Beginn des neuen Jahrzehnt,

zu Beginn des neuen Jahrhunderts, ja des neuen Jahrtausends.

Wir haben alle Chancen in den kommenden Jahrzehnten, die Politik unseres Landes entscheidend mitzugestalten. Voraussetzung dafür ist, das wir das wollen, gemeinsam wollen.

Wir haben alle Zukunftschancen und Zukunftsfähigkeiten. Lasst uns auf dem Weg in die Zukunft unserer Partei und unseres Landes gemeinsam aufbrechen.


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Tuesday 
15/3/2005 
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In addition to this webpage, and the email letters ongoing since 1994, I have now started a blog as well.

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At www.bildt.net you will continue to find articles, speeches and different documents.

At the blog there will be the shorter and perhaps somewhat faster comments.

And the e-letter continues to give at the least an attempt at analys.



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